Krieg der Viren

Als George W. Bush Präsident der Vereinigten Staaten wurde, blickte die Weltöffentlichkeit mit gespaltenen Gefühlen nach Washington. Er gilt als Verfechter des Raktenabwehrprogramms, einem umstrittenen System, dass besonders in Moskau für Aufregung sorgt. Doch wie sähe im heutigen Technologiezeitalter ein Krieg aus? Spielen Waffensysteme und ihre Abwehranlagen eine besondere Rolle? Oder gibt es andere Möglichkeiten, dem Gegner empfindlichen Schaden zuzufügen?

Phillip Kerr beschreibt in seinem Buch "Game over" das Zusammenbrechen des Lebens in einem modernen Hochhaus, nachdem der Zentralcomputer ausfällt. Und genau dieses Szenario wäre auch in Kriegszeiten denkbar. Viren könnten in empfindliche System des Gegners geschleust werden um so seine gesamte wirtschaftliche und militärische Infrastruktur auszuschalten. Das Problem dabei: Die Virenpakete müssten schon vorher im System sein und nur noch von der Ferne ausgelöst werden. Und das wirft völkerrechtliche Probleme auf. Inwieweit kann ein Land dies schon als Angriff werten? Weiterhin besagt das von vielen Ländern der Erde ratifizierte Gesetzeswerk, dass der Gegner jederzeit klar auszumachen sein muß. So trägt jede Uniform ein aufgesticktes Nationalitätenfähnchen, jede Bombe hat ein Staatenkürzel aufgepinselt, jeder Panzer muss ein Kennzeichen haben. Doch wie ist das mit Virenpaketen in fremden Computersystemen? Soll das Programm zum Beispiel den Absender "Pentagon" oder "Bundesverteidigungsministerium" tragen? Während der Programmierer des "I love you" Virus, ein Student übrigens, von der Polizei verhaftet werden konnte, stellen sich professionelle Programmierer die im Auftrag einer Regierung arbeiten, wahrscheinlich geschickter an.

Kannte man in den vergangenen Jahrzehnten nur Waffen der Gattung ABC, kommt hier eine neue und gefährliche Komponente zum tragen. Die den Krieg zu einem noch größeren und vor allem unberechenbaren Übel werden lassen.

Martin Müller

Gefühle nach der Diskothek