Am Himmel leuchten die Sterne

Am Himmel leuchten die Sterne. Meine Beine hängen, müde vom Tanzen, an meinem Körper. Das Dröhnen der viel zu lauten Diskomusik pocht noch in meinem Kopf. Ein Grinsen sprengt meine Mundwinkel: Bombastische Eifersuchtsszene von Concordia. Mein Gott, haben wir uns totgelacht. Ich will noch nicht schlafen. Also plumpse ich in den Fernsehsessel. Die Fernbedienung setzt meine Befehle automatisch um. Alle Heimatfilme und perversen Talkshows werden zielsicher abgeschossen. Endlich lande ich beim unterbewusst schon anvisierten Nachrichtenüberblick. Unwillkürlich richte ich mich auf. "Bei schweren Unruhen im Nahen Osten wurden heute sechzehn Menschen getötet. Darunter ein Kleinkind." Ich beuge mich weiter nach vorne. Die Bilder sind grausam, grässlich. Durchlöcherte Körper säumen die Straßen, baden in ihrem eigenen Blut. Eine Wohnung glüht greller als die nächste. Mein Kopf sinkt auf die Knie. Das heulende Jaulen der Sirenen summt in meinen Ohren. Wie ein Hornissenschwarm nähern sich die Raketen. In den Augen der Menschen funkelt nackte Angst. Meine Hose ist tränendurchtränkt. Ich warte auf den gerechten Gott- Am Himmel leuchten die Bomben. Menschen flüchten. Leblos hängen die Beine an ihren Körpern runter. Ich umklammere meine Knie. Mein Herz zersplittert. Concordia fällt: Ich will nicht sterben.

von Madeleine Arens