Wir dummen dummen Deutschen
Hier in unserer
westlichen Welt, speziell aber in Deutschland ist die Bildung das A & O, sozusagen
die Visitenkarte, die dem Menschen die Welt eröffnet und vereinfacht. Wer
gebildet ist, womöglich noch studiert hat oder gerade dabei ist, hat für die
Zukunft ausgesorgt. Wer gebildet ist, hat immer ein As mehr in der Hand, warum
sonst wollten meine Eltern, dass ich unbedingt Abitur mache. Mir geht es mittlerweile
genauso: hätte meine Tochter Lamda nicht die Empfehlung für das Gymnasium
bekommen, so hätte ich mit ihrem Klassenlehrer ernsthaft sprechen müssen.
Doch mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, ob es allzu sinnvoll war sie aufs
Gymnasium zu schicken. So viele Menschen, auch hier in Deutschland, haben
keine durchschnittlich gute Ausbildung erhalten und leben trotzdem glücklich....
und ich bin es im Moment nicht unbedingt.
Sind wir Deutschen wirklich so schlau oder besser nach Glück strebend, wenn
wir uns weiterbilden? Ist es nicht schön, dumm zu sein? Wie ich früher in
der Schule war, gab es den Konflikt bei mir häufiger. Ich fragte mich ob es
überhaupt sinnvoll sei, weiter auf die Schule zu gehen. Man kann doch auch
glücklich sein, ohne Abitur gemacht zu haben. Mehrere Millionen Menschen zeigen
dies. Immerhin bin ich jetzt recht wohlhabend, aber was kann man schon mit
Geld kaufen?! Es gibt eine Menge Leute, die mit ihren Ersparnissen gerade
noch über die Runden kommen und am Wochenende mit Freunden eine Menge Spaß
haben. Mein Problem ist wahrscheinlich, dass ich manchmal einfach zuviel nachdenke
was mich häufig unglücklich macht. Zu wissen, dass es jemandem nicht gut geht;
zu wissen, dass es in Afrika täglich Tausende dahinrafft, dass China noch
nicht emanzipiert ist und weibliche Babys im Müll landen. Man kann keine Burger
mehr essen ohne an Massentierhaltung denken zu müssen. Das Ozonloch wächst,
der Kohlendioxidspiegel natürlich auch. Wenn ich morgen sterbe oder Rita fremdgeht,
muss ich das heute schon wissen? Oder möchte ich wissen, wann genau ich sterbe,
ob ich AIDS habe oder eine andere tödliche Krankheit oder ob ich gerade einen
BSE-Burger gegessen habe? Denn unsere Wissenschaft ist schon so weit, dies
alles erfassen zu können. Die Dummen gehen weiter fastfood essen und sterben
glücklich. Denn sie wissen nicht, dass ihre Kinder einst den Weltuntergang
miterleben könnten. Früher ist man gestorben, einfach so - heute hingegen
sagt man, dass die Person an einem nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom im
dritten Stadium gestorben ist. In den Himmel kommen die Leute auch nicht mehr,
nein wir müssen uns hier in dieser Welt verwirklichen. Hier und jetzt. Jede
(vergeudete?) Minute kann im wahrsten Sinne des Wortes tödlich sein. Und danach?
Was passiert nach dem Tod?
Ich denke, dass ich einer der Endvierziger bin, die noch Respekt vor dem bitterbösen
Tod haben, obwohl der Tod der gerechteste Mann der Welt ist; egal ob man reich
oder arm ist, ob man glücklich oder traurig ist, ob man sein Leben liebt oder
es im wahrsten Sinne des Wortes, auf den Tod hasst. Er erwischt euch alle
früher oder später.
Es zählt für uns westliche meist nur was davor gekommen ist - Hat man sich
verwirklicht? Ist man glücklich gewesen? Hat man Nachkommen zeugen können
oder diesen einen tollen Lebensstandard ermöglicht? Gäbe es einen Gott (was
nicht ausschließen soll, dass es einen geben könnte) so wären all diese Fragen
nicht mehr wichtig. Man könnte sich zurücklehnen, ohne Angst davor zu haben,
was denn alles passieren kann. Es wäre sein/ihr Wille oder Schicksal oder
etwas derartiges. Stattdessen forschen wir weiter, bilden uns, bis die Köpfe
rauchen, wollen unsere Kinder auf die besten Schulen schicken und neue Technologien
finden, die uns einen noch tieferen Einblick in diese schreckliche Realität
ermöglichen.
Diese Welt
ist schon schlecht genug, müssen wir es deshalb auch noch sein?!
Müssen wir uns bilden - wie die Blöden?
Oder bleiben wir lieber dumm wie die Glücklichen?
Es liegt in deiner Hand, Pöbel, mache das Beste daraus.
von Armin Sudhof