Auf die Börse, fertig, los...

Telekom und Post haben es vorgemacht: Aus zwei trägen, verspotteten Staatsunternehmen wurden quasi über Nacht Sympathieträger. Kaum an der Börse notiert stieg die Beliebtheit der beiden Unternehmen etwa so rasant an wie die Kurswerte der Internetfirmen vor etwa einem Jahr. Jetzt handelt die Börse sogar schon sich selbst. Wir fordern: Dieser Weg muss konsequent weitergegangen werden! Für die folgenden fünf Börsenwerte würden wir garantiert die Geldbörse zücken...

1. Die Castor AG
In der Castor-Aktie steckt mit Sicherheit genügend Brennstoff für dass eine oder andere Kursfeuerwerk. Deutschland-, wenn nicht sogar weltweite Medienpräsenz ist garantiert. Getreu dem Motto "Viel Feind, viel Ehr'" kann sie sich über mangelnde Bekanntheitsgrade nicht beklagen. Perfekter kann der Bock gar nicht zum Gärtner gemacht werden: Wenn die Firma irgendetwas versaut (z.B. die Behälter nicht richtig gereinigt sind), bekommen sie vom Staat noch extra viel Geld dafür, um die Sache wieder ins Lot zu bringen. Auch wenn sich Merchandising wahrscheinlich nicht wirklich lohnen wird, kann sie selbst die ärgsten Feinde, wie z. B. die Grünen, in Nullkommanichts zu ihren besten Freunden und Beschützern machen. Wenn erst Atommüll nach Russland transportiert wird, brechen strahlende Zeiten für alle Aktionäre an! Die Aktie ist besonders etwas für zukunftsorientierte Anleger. Zukunftsaussichten: Wie ein Volkswagen. Er rollt und rollt und rollt...

2. Die Formel 1 AG
Was Bernie Ecclestone schon angekündigt hat, würde uns brennend interessieren. Anteile am Rundenzirkus von Schumi, Häkkinnen und Co? Muss McLaren-Mercedes 50% der Rennen gewinnen, wenn Mercedes die Hälfte der Aktien aufgekauft hat? Angenommen ich habe ein Zehntel der Anteile, darf ich dann einen Grand Prix in meinem Heimatort austragen? Was ist, wenn die "Organisation zur Einhaltung von Tempolimits und mehr Rücksicht im Straßenverkehr" im großen Stil einsteigt? Oder wenn Matchbox die Mehrheit übernimmt? Wir sind gespannt!

3. Die BSE AG
"Our buissness is madness" Diese Wahnsinnsaktie wäre sicherlich ein klarer Kauf. Seit ihrer Gründung in Großbritannien konnte die BSE AG in zahlreiche Länder expandieren und wird dies aller Voraussicht nach auch weiterhin tun. Die zur Firma gehörenden Rindfleischbestände sind zwar nicht viel wert, ihre Situation entspricht aber der des VfL Bochum: Es kann nur aufwärts gehen! Nachteil: Die Politik will die BSE AG ausrotten. Aber: Ob Huhn, ob Schwein, ob Rind: Der nächste Wahnsinn kommt bestimmt...

4. Die SPD AG
Nach der Fusion mit der DDR kann die vielzitierte "Deutschland AG" ruhig einmal eine Tochtergesellschaft auf den Markt bringen. Die SPD AG besitzt eine große Anzahl von Fans (knapp die Hälfte aller Deutschen) und verfügt über eine nicht zu unterschätzende Lobby in der Politik. Sie zahlt sich selbst ihr Gehalt und könnte ihren Aktionären im wahrsten Sinne des Wortes Dividenden auf Staatskosten zukommen lassen. Theoretisch könnte sie sogar jeden Bürger dazu verpflichten, ihre Aktien zu kaufen. Netter Nebeneffekt des Börsengangs: Durch das somit eingenommene Geld könnte Wolfgang Thierse endlich mal zum Friseur gehen.

ODER

Die CDU AG
Da die Köfferchen nun etwas spärlicher eintrudeln könnte ein Börsengang wieder etwas Bimbes in die nicht mehr ganz so schwarzen Kassen der Jungs von der schwarzen Partei spülen. Nach dieser brutalstmöglichen Geldbeschaffungsmaßnahme könnte endlich wieder über Sachthemen geredet werden. Unser Bill heißt Erwin! Wir können alles, außer Shareholder Value! Nemax statt Neuer Mitte! Alles vielversprechende Slogans.

5. Die Bundeswehr AG
Die gute, alte Bundeswehr eignet sich wie kaum ein anderes deutsches Unternehmen zum Börsengang. Ob Somalia, ob Ost-Timor, die Präsenz der Bundeswehr nimmt weltweit zu. Nach der zugegebenermaßen eigentlich nicht gewollten feindlichen Übernahme (Kosovo) sind nun weitere internationale Kooperationen in Aussicht. Nach der deutsch- französischen und der deutsch-polnisch-dänischen Zusammenarbeit steht nun sogar die Schaffung einer Euro-Armee ins Haus. Solche internationalen Beziehungen braucht ein Global Player von heute. Da es das Ziel der Bundeswehr ist, feindliche Übernahmen zu verhindern wird es wohl auch nie eine geben, denn dann gäbe es nichts mehr zum übernehmen. Nachwuchskräfte rekrutiert sich der liebevoll "Bund" genannte Konzern aus sehr breiten Kreisen der Bevölkerung. Und außerdem würde die Drohung an den Feind: "Stehen bleiben oder deine Aktien fallen in den Keller!" ihre Wirkung mit Sicherheit nicht verfehlen.