Was das Leben lebenswert macht...

"Ich bin jung, ich bin zwanzig Jahre alt; aber ich kenne vom Leben nichts anderes als die Verzweiflung, den Tod, die Angst und die Verkettung sinnloser Oberflächlichkeit mit einem Abgrund des Leidens."

So spricht ein Jugendlicher ( Zitat und alle folgenden aus: E.M. Remarque, Im Westen nichts Neues) über die Auswirkungen des 1.Weltkrieges. Er formuliert das, was viele nur im tiefsten Inneren denken: Im schlimmsten Fall muss die Bundeswehr in den Krieg ziehen. Ob als Angreifer oder Verteidiger spielt dabei keine große Rolle. Tatsache ist, dass ein möglicher Krieg Leid und Tod bedeutet. Mit einem einzigen Schuss wird nicht nur der Körper eines Menschen getötet, sondern auch dessen Wünsche und Hoffnungen.

"Wir sind gefühllose Tote, die durch einen Trick, einen gefährlichen Zauber noch laufen und töten können."

Im Grunde wird der Mensch zu einer Kampfmaschine, die mit viel Drill nur noch den Befehlen der Vorgesetzten gehorcht. Das Kämpfen in der Masse- ums eigene Überleben. Geht damit nicht die Individualität des Einzelnen verloren? Der Krieg ist ein Kampf gegen den Menschen, der eine verbale Kommunikation unmöglich macht.
Mit der Bundeswehr verbindet man oft nur Krieg, Uniformität, Waffen und Gewalt. Natürlich liegt es sicherlich auch an jedem einzelnen selbst. Viele können jedoch den Dienst an der Waffe aus ethisch-moralischen Gründen nicht leisten, obwohl sie eigentlich keine Wahl haben. Nur durch eine vorgewiesene und vor allem akzeptierte Kriegsdienstverweigerung kann der Zivildienst absolviert werden.
Im Gegensatz dazu stellt die soziale Arbeit eine gezielte Stütze für hilfsbedürftige Menschen dar. Wichtig sind die zwischenmenschlichen Beziehungen und der Dialog miteinander. Der Dank für die Hilfe ist oft ein Lächeln - in der Bundeswehr ein Sieg im Kampf. Doch was steht nach dem Erfolg? Was wartet bei der Rückkehr auf den " Krieger"?

"Bilder ziehen vorüber, sie haken nicht fest, es sind nur Schatten und Erinnerungen.
Nichts- nichts.
Meine Unruhe wächst.
Ein fürchterliches Gefühl der Fremde steigt plötzlich in mir hoch."

Der Triumph erstickt in der Unfähigkeit ein normales Leben weiterzuführen...ein Happy End gibt es nicht.
Aber ist die heutige Bundeswehr noch jene von damals? Wichtig scheint das Ziel, das sie anstrebt und die Aufgabe, die sie erfüllen möchte:
Sicherlich ist die Bundeswehr heute häufiger bei Hilfsaktionen tätig. Vielleicht sollte sie daher nur noch für soziale Zwecke genutzt werden und sich beispielsweise bei Naturkatastrophen für die Opfer einsetzen. Was brauchen wir in der heutigen Zeit dringender: Schutz vor einem Angreifer oder Hilfe bei Katastrophensituationen?
Immer wieder stellt sich die Frage, ob die Bundeswehr ganz abgeschafft werden soll oder auf freiwilliger Basis wirklich Interessierte den Vortritt nutzen könnten. Dennoch ist die Bundeswehr ein Teil unserer Geschichte, unserer Tradition und unserer Kultur. Eine Umgestaltung wäre daher sicherlich zeitgemäß. Schließlich läuft alles auf die Frage hinaus, gegen wen wir uns mit dieser großen Bundeswehr verteidigen wollen. Um bestehende Konflikte zu lösen ist der Weg der verbalen Kommunikation immer noch der friedlichste. Die Arbeit, die Zivildienstleistende jeden Tag erledigen, könnte viel mehr gewürdigt werden. Gespart wird dennoch zu oft auf sozialem Gebiet bzw. im Gesundheitswesen, wobei doch die Hilfe für den Menschen an erster Stelle stehen sollte. Ist nicht eine friedliche Welt Ziel unserer Politik? Eine Abrüstung wäre ein Zeichen dafür, diesen Weg einzuschlagen und damit das Leben neu zu entfachen.

"Ein Befehl hat diese stillen Gestalten zu unseren Feinden gemacht; ein Befehl könnte sie in unsere Freunde verwandeln."

von Claudia Baierlein